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Wie aus einem abgebaggerten Moor ein neues Biotop wird

Bedeuten mehr PV-Freiflächenanlagen eine zusätzliche Konkurrenz für Artenschutz und Landwirtschaft? Nicht unbedingt, wie das Beispiel des JUWI-Parks im niedersächsischen Georgsdorf zeigt.

Eine abgetorfte Fläche ist kein schöner Anblick. Nichts erinnert mehr an das ehemalige Moor, dessen Torf für Gartenbau abgebaggert wurde. Ohne Pflanzen und geglättet wirkt das Areal, als wolle man in Kürze einen Parkplatz asphaltieren. Konversionsflächen werden solche Gebiete genannt, Flächen in der Umwandlung. Befanden sich dort früher Tagebaue (und dazu gehört der Torfabbau) oder militärische Anlagen, gelten sie als besonders geeignet, um dort Freiflächenphotovoltaikanlagen zu errichten. Dagegen gibt es meist wenig Einwände, schließlich wird keine Fläche umgewidmet, die anderen wichtigen Zwecken dient, der Landwirtschaft etwa oder dem Naturschutz.

Doch will Deutschland seine Ausbauziele erreichen, wird es nicht reichen, Solarzellen auf Dächer, entlang von Autobahnen und auf Konversionsflächen zu errichten. Andere Freiflächen müssen bebaut werden und hier entsteht die Sorge vor zusätzlicher Flächenkonkurrenz. Haben wir denn für all das genug Platz? Und was geschieht auf Flächen, die mit Photovoltaikanlagen bebaut werden?

PV-Anlage Georgsdorf: Zeigerpflanzen für Moore sind zurückgekehrt

Hier lohnt ein Blick auf eine ehemalige Konversionsfläche, genauer gesagt ins niedersächsische Georgsdorf. 2011 ging hier eine von JUWI geplante und betreute PV-Freiflächenanlage auf einer abgetorften Mondlandschaft in Betrieb, 60 Hektar groß mit einer Leistung von 25 MW. „Da war gar nichts mehr“, erinnert sich Frank-Michael Gräfe, Landschaftarchitekt bei JUWI und zuständig für die so genannten Ausgleichsmaßnahmen, die bei Eingriffen in die Natur erfolgen müssen. Viel schrieben die Behörden nicht vor: Eine 6.500 Meter lange Hecke wurde als Sichtschutz rund um die Anlage angelegt. Weder Dünger noch Pestizide dürfen zum Einsatz kommen. 400 Hornlose Heidschnucken sorgen dafür, dass die Fläche zwischen den Modulen nicht verbuscht. Der Zaun, der das Kraftwerk zusätzlich zur Hecke umgibt, ist für kleine Säuger passierbar.

 

Umso erstaunlicher ist es, wie sich die Fläche jetzt präsentiert: Obwohl noch immer entwässert wird, sind einige Teile wiedervernässt, sogar unter den Modulen stehen gelegentlich große Pfützen. Menschen sind auf der Fläche nur selten unterwegs, Hunde gar nicht - Vögel können also in Ruhe brüten. Der Schäfer habe bereits Große Brachvögel, Bekassinen und Sandregenpfeifer gesichtet, berichtet Gräfe. Sie finden reichlich Nahrung, denn der Verzicht auf Pestizide sorgte in Kombination mit den nassen Flächen für die Rückkehr zahlreicher Pflanzen und Insektenvielfalt. „Sogar Zeigerarten für Moore wie das Wollgras, Moorweiden und Moorbirken haben sich angesiedelt“, sagt der Landschaftsarchitekt.
 

Technische Planung unterstützt die Biotop-Entwicklung

Doch nicht nur der Schutz vor menschlichen und tierischen Störern sowie der Verzicht auf Gift haben der Artenvielfalt geholfen, auch die technische Planung spielte eine wichtige Rolle. „Gerade bei den ersten Freiflächenanlagen wurde mit viel Reserve geplant“, erinnert sich Gräfe. „Wir haben große Abstände zwischen den Reihen eingehalten und fast ein bisschen überkompensiert.“ Der Vorteil: Regenwasser kann zwischen den Modulen ablaufen und versickern, der Boden erhält ausreichend Sonne. „Die Erfahrung zeigt, dass sich die Natur zwischen den Modulen gut entwickelt, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden“, sagt Gräfe. Regeln, wie sie der Bundesverband Neue Energiewirtschaft aufgestellt hat, und nach denen sich auch JUWI richtet.