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Windpark Thaden: Optimierter Vogelschutz dank moderner Technik

Im neuen JUWI-Windpark Thaden kommt das Tool Fleximaus zum Einsatz, das Abschaltzeiten optimiert. Davon profitieren alle: Betreiber, Stromkunden und nicht zuletzt die Tiere.

Wieso drehen sich Windenergie-Anlagen eigentlich manchmal nicht, obwohl Wind weht? Diese Frage taucht immer wieder in den Diskussionen um Windenergienutzung auf.

Tatsächlich sind sie nicht immer kaputt, wie das gern von Windenergie-Gegnern behauptet wird. Sie müssen abgeschaltet werden, um Fledermäuse und Vögel zu schützen oder Nachbarn vor Schattenwurf zu bewahren. Vorgeschrieben werden diese Abschaltzeiten in der Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz, ohne die keine Windenergie-Anlage errichtet werden darf. Mittlerweile hat praktisch jede moderne Anlage Abschaltzeiten als Betriebsauflage, oft für Fledermäuse, aber auch wenn Bauern auf den umliegenden Feldern arbeiten und so Raubvögel wie den Rotmilan mit leichter Beute anlocken.

Abläufe digitalisieren und beschleunigen

Diese Abschaltzeiten können nicht immer automatisch eingestellt werden: Landwirtschaftliche Arbeiten sind von vielen individuellen Faktoren abhängig. Deshalb muss in so einem Fall der Landwirt eine entsprechende Meldung an die technische Betriebsführung abgeben, die wiederum informiert den Hersteller, der den Windpark in der Fernüberwachung kontrolliert. Für jede Anlage muss dann die Stillstandszeit speziell eingetragen werden – ein zeitraubendes Verfahren.

Deshalb kommt im neuen von JUWI geplanten und gebauten Windpark Thaden (s. Infokasten) ein automatisiertes System zum Einsatz, das auf den hübschen Namen Fleximaus hört. Dahinter verbirgt sich eine Steuerungseinheit aus Hard- und speziell entwickelter Software, die – ausgerüstet mit Sensoren und Schnittstellen – diesen Vorgang erheblich beschleunigt. So kann der Landwirt per App der Fleximaus die Mahdzeiten durchgeben. Das System reagiert sehr schnell, schaltet die Anlagen ab und dokumentiert die Abschaltzeiten, sodass gleichzeitig ein Nachweis gegenüber der Genehmigungsbehörde erstellt wird.

Fleximaus-Entwickler Jochen Rößler löste ein eigenes Problem

Doch die Fleximaus kann noch mehr, wie Jochen Rößler, ihr Entwickler und jetziger Geschäftsführer der Fleximaus GmbH berichtet. Denn entwickelt wurde das System 2015, um die Abschaltzeiten für Fledermäuse zu optimieren – und damit auch ein eigenes Problem zu lösen. Rößler war seinerzeit technischer Betriebsführer mehrerer Bürgerwindparks in Bayern und unzufrieden mit der Steuerung und Dokumentation der Abschaltungen. „Die damaligen Systeme haben die Abschaltungen fehlerhaft umgesetzt“, sagt er. „So gab es zu viele Stillstände und damit weniger Windstrom und Einkommensverluste für die Betreiber. Ich dachte mir: Da muss es doch was Besseres geben.“ Weil aber nichts auf dem Markt verfügbar war, entwickelte er die Problemlösung kurzerhand selbst. Damit war die Fleximaus geboren.

In 91 Windparks kommt das System mittlerweile zum Einsatz, das seit 2015 immer weiterentwickelt wurde. So wurden Temperatursensoren integriert, um die Wetterbedingungen, unter denen Fledermäuse überhaupt fliegen, besser ermitteln zu können. „Üblich ist die Messung der Temperatur an der Gondel“, sagt Rößler. „Dort ist es aber durch die Abwärme des Maschinenhauses oft anders als in der nahen Umgebung der Anlage, sodass die Abschaltungen für den Schutz der Tiere nicht optimal sind.“

Künftig soll die Fleximaus auch mit kameragestützten Systemen kooperieren können

Künftig soll die Fleximaus auch in der Lage sein, mit kameragestützten Systemen zu kooperieren, die per automatischer Bilderkennung Vögel oder Traktoren identifizieren und die Anlagen abschalten. „Am Ende profitieren alle von den optimierten Abschaltzeiten“, ist Jochen Rößler überzeugt. „Die Betreiber und die Stromkunden bekommen mehr Windstrom und die Tiere werden effektiver geschützt.“

Kurz und gut

Windpark Thaden

Die vier Windkraftanlagen des Windparks Thaden verfügen über eine Gesamtleistung von 15 Megawatt: drei Anlagen vom Typ Vestas V-126 mit einer Gesamthöhe von 200 Metern und eine Anlage vom Typ Vestas V-136 mit einer Gesamthöhe von 180 Metern. Der Baubeginn erfolgte im April 2021 und die Inbetriebnahme ist für Anfang 2022 geplant. Von diesem Zeitpunkt an produzieren die Windenergieanlagen jährlich rund 40 Millionen Kilowattstunden umwelt- und klimafreundlichen Strom und reduzieren so die CO2-Emissionen um mehr als 35.000 Tonnen pro Jahr. Mit dem regenerativ aus Windenergie gewonnenen Öko-Strom werden rein rechnerisch rund 12.000 Haushalte versorgt. Entwickelt und realisiert von Windwärts wurde der Windpark von den Stadtwerken Kiel erworben, die die kaufmännische Betriebsführung übernehmen. Die technische Betriebsführung bleibt bei JUWI.