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Kirchturm mit Dorfbebauung im Vordergrund mit drei Windenergieanlagen im Weinberg im Hintergrund.

Wie beeinflussen Windparks den Wert von Immobilien?

Der Wert eines Hauses ist von vielen Faktoren abhängig. Ob ein Windpark in der Nähe ist, ist nur einer davon. Doch wie wirkt er sich aus?
Frau beobachtet Anlieferung von einem Rotorblatt in ihrer Straße.
Ein neuer Windpark wirft Fragen auf: Wie stark beeinflussen solche Projekte tatsächlich den Immobilienwert?

Ein Windpark soll in der Nachbarschaft gebaut werden – und oft haben Anwohner erst mal viele Bedenken. Eine davon: Die eigene Immobilie könnte an Wert verlieren und schlimmstenfalls  praktisch unverkäuflich werden.

Dieser Sorge zu begegnen ist nicht ganz einfach. Es gibt viele, sehr unterschiedliche Faktoren, die den Preis eines Hauses beeinflussen. Abgesehen von Alter, Ausstattung oder Lage haben auch die aktuelle Höhe von Kreditzinsen oder das Verhältnis von Angebot und Nachfrage massive Auswirkungen auf die Höhe des Verkaufspreises. 

Sogar ganz banale Dinge, wie der erste Eindruck auf die Interessenten beim Besichtigungstermin, spielen eine Rolle: So kann dasselbe Haus einen deutlich höheren Preis erzielen, wenn es sich aufgeräumt, neutral eingerichtet und leicht nach Kuchen duftend präsentiert - statt muffig, vollgerümpelt und schmutzig.

Zwei Personen, von denen nur die Arme und Oberkörper zu sehen sind, sitzen gemeinsam vor einem Laptop.
Zahlen statt Bauchgefühl: Wissenschaftler haben den Einfluss von Windparks auf den Immobilienwert untersucht.

USA: Gewöhnungseffekt feststellbar

Trotz dieser komplexen Lage haben Wissenschaftler den Einfluss von Windparks auf den Immobilienwert untersucht. Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat gemeinsam mit der University of California (UC) in Berkeley statistische Daten von mehr als 300 Millionen Hausverkäufen und 60.000 Windrädern für den Zeitraum von 1997 bis 2020 in den USA ausgewertet. 

Das Forschungsteam ermittelte zunächst, ob vom verkauften Haus aus eine Windenergieanlage zu sehen ist. Falls ja, überprüften sie, ob und wie wie sich der Wert dieses Hauses im Vergleich zu Häusern in derselben Gegend veränderte, von denen aus kein Windrad zu sehen war. 

Die Ergebnisse zeigen zwei interessante Effekte: 

  • Zwar sanken die Immobilienpreise im Umkreis von Windenergieanlagen innerhalb der ersten drei Jahre nach deren Inbetriebnahme, dann aber erholten sie sich wieder und erreichten das alte Niveau.
  • Zudem nahm der negative Einfluss auf den Immobilienwert immer mehr ab und verschwand zuletzt: Bei Windkraftanlagen, die nach 2017 gebaut wurden, gab es gar keinen Effekt mehr. 

Beide Ergebnisse werteten die Wissenschaftler so, dass sich die Menschen schlicht an die Windenergieanlagen gewöhnen. 

Ein Projektentwickler zeigt einem Anwohner auf einer Karte den Standort des geplanten Windparks.
Studien zeigen: Konflikte können den Immobilienwert kurzfristig beeinflussen, verlieren aber nach der Errichtung meist an Bedeutung.

Konflikte um Windkraft können die Verkaufssituation vorübergehend beeinflussen

Ähnlich wie beim Kuchenduft sind die Auswirkungen des Windparks auf den Preis demnach vor allem psychologischer Natur: Eine aufgeheizte Stimmung im Ort und Plakate gegen Windenergie an Häuserwänden könnten Hausbesitzer dazu bringen, von sich aus schon einen niedrigeren Preis zu fordern. Genauso könnten Käufer sich angesichts einer solchen Situation überlegen, ob sie überhaupt in diesen offenbar konfliktreichen Ort ziehen wollen und so den Verkäufer unter Druck setzen. 

Da sich aber der Widerstand gegen einen Windpark nach dessen Errichtung oft legt – wie unter anderen Studien der Fachagentur Wind und Solar belegen – verlieren diese psychologischen Faktoren ihre Wirkung.

Windparkfest am Windrad mit Zelten, vielen Besuchern und einem Windrad im Hintergrund.
Der von JUWI 2012 errichtete Windpark Kirchberg im Hunsrück wurde von der lokalen Bevölkerung mit einem großen Windparkfest gefeiert.

Geld aus Windparks steigert Lebensqualität

Dass sich Immobilienpreise nach einem kurzen Zwischentief wieder erholen, könnte auch noch einen weiteren Grund haben: die positiven Effekte eines Windparks im ländlichen Raum.

Erfolgsgeschichte Rhein-Hunsrück-Kreis

Der Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz gilt als Vorreiter in Sachen Windenergie. Ende des Jahres 2022 waren dort 279 Windkraftanlagen in Betrieb, vor allem auf kommunalen Flächen. Nach Rechnung des früheren Landrats Bertram Fleck fließen jedes Jahr 44 Millionen Euro Wertschöpfung in den Landkreis.
Aus den Pachteinnahmen aus Wind und einem PV-Park finanzierte beispielsweise die Gemeinde Mastershausen unter anderem:

  • den Ausbau von Ortsstraßen,
  • ein Vitalisierungsprogramm für Altbauten des Ortskerns,
  • Zuschüsse für örtliche Vereine,
  • den Umbau der alten Schule zu einem Seniorenheim und
  • den Eigenanteil zum DSL-Ausbau. 

Darüber hinaus fällt auf: Der Rhein-Hunsrück-Kreis gehört zu den ländlichen Regionen in Deutschland, die in den vergangenen Jahren einen signifikanten Bevölkerungszuwachs verzeichneten – innerhalb von zehn Jahren stieg die Einwohnerzahl um gut fünf Prozent

Fazit

Selbst wenn eine Kommune nicht in der Lage ist, eigene Grundstücke zu verpachten: Die Vielzahl an Beteiligungsgesetzen der Bundesländer sowie die Möglichkeit der Beteiligung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz sorgt für neue Einnahmen und finanzielle Spielräume in den Standortkommunen. Was wiederum zu einem besseren Umfeld und damit auch zu steigenden Immobilienpreisen führen kann – wenn man denn daran denkt, vor dem ersten Besichtigungstermin das Haus aufzuräumen und einen Kuchen zu backen.