
Wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus?

Erneuerbare vor Kohle – ist das das Ende des fossilen Zeitalters?
Mehr Strom aus Erneuerbaren Energien weltweit als aus Kohle – was im ersten Halbjahr 2025 zum ersten Mal Realität wurde, klang vor wenigen Jahren noch utopisch. Auch in Deutschland, wo mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammt, war die Skepsis einst groß.
PV so sinnvoll wie Ananas in Alaska?
„Photovoltaik in Deutschland macht ökonomisch so viel Sinn wie Ananaszüchten in Alaska“, verkündete im Januar 2011 der RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann. Damals trug Sonnenstrom tatsächlich gerade einmal drei Prozent zur Stromerzeugung bei.
Doch Großmann irrte sich. Mittlerweile investiert RWE selbst Milliarden in den Ausbau von Windparks und Photovoltaikanlagen in Deutschland und weltweit. Hierzulande liefert die Photovoltaik mittlerweile fast 15 Prozent, weltweit sind es rund sieben Prozent.

2030: Doppelt so viel erneuerbare Kraftwerke wie 2025
Die Erneuerbaren sind auf dem Vormarsch: Jedes Jahr verkünden die Verbände neue Rekordausbauzahlen und größere Stromerzeugungsanteile. In ihrem Ausblick auf das Jahr 2030 geht die Internationale Energie Agentur von einer Verdopplung der 2025 weltweit errichteten Kraftwerke mit erneuerbaren Energien aus - getrieben vor allem von der Photovoltaik.
Doch gleichzeitig gibt es eine Gegenbewegung, allen voran aus den USA: Präsident Donald Trump machte Wahlkampf mit dem Slogan „Drill, Baby, drill“ und meinte damit eine verstärkte Suche nach Öl und Gas. Er bezeichnete den Klimawandel als Täuschung. Die USA blockieren internationale Klimaschutzbestrebungen, oft gemeinsam mit anderen erdölproduzierenden Ländern.
China wird zum Treiber des weltweiten Energieumbaus
Doch Experten sind sich einig: Die Zukunft gehört der Stromerzeugung aus Sonne und Wind. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Länder China als größter CO2-Emittent der Welt, mittlerweile Maßstäbe setzt, was den Ausbau der Erneuerbaren betrifft.
Allein im Jahr 2024 hat China eine Rekordmenge von 277 Gigawatt Solar- und 79 Gigawatt Windenergie installiert und damit sein 2030-Ausbauziel für Erneuerbare Energien bereits sechs Jahre früher erreicht, schreibt die Denkfabrik Agora Energiewende in einer aktuellen Studie. Wind- und Solarenergie machen damit 42 Prozent der gesamten installierten Stromerzeugungskapazität Chinas aus und übertreffen damit zum ersten Mal die Kohlekraft. Die Volksrepublik investierte 2024 fast 625 Milliarden US-Dollar in klimafreundliche Technologien, Energieinfrastruktur und Effizienzmaßnahmen – gut ein Drittel mehr als die EU. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass in China derzeit Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von fast 100 Gigawatt im Bau sind.
Strom aus Sonne und Wind ist billiger als fossil gewonnene Energie
Doch auch andere Länder nehmen ihre Energiewende in Angriff. Weltweit sinkende Preise für PV-Module macht Solarstrom auch für Schwellen- und Entwicklungsländer attraktiv. Es ist mittlerweile einfacher und billiger, Strom aus Sonne zu gewinnen, statt ein Kohle- oder Gaskraftwerk zu bauen.

Viele Staaten im globalen Süden ideale Bedingungen für erneuerbare Energien – und nutzen diese jetzt auch verstärkt. Sie hoffen sogar darauf, so viel Strom zu produzieren, dass sie ihre Überschüsse als Wasserstoff oder Ammoniak in die Industrieländer exportieren können.
Es ist eine Entwicklung die Hoffnung macht – und dringend nötig ist. 2024 erreichte die CO2-Kontentration in der Atmosphäre einen neuen Höchststand. Die Klimakrise ist in vollen Gang, erste Auswirkungen spüren wir bereits. Doch Experten rechnen damit, dass China Ernst macht mit dem Umbau seiner Wirtschaft – und damit andere Länder auch unter Zugzwang setzt. Experten gehen davon aus, dass das Land deutlich vor 2030 den Höhepunkt der Emissionen und anschließend schneller das für 2060 angestrebte Ziel der CO2-Neutralität erreicht.